Alle haben sich an die Räumungen gewöhnt - nur die obdachlosen Menschen nicht.
Kommenden Montag, Fortschritt, es wurde immerhin vorher angekündigt, wird eine Gruppe obdachloser Menschen am Bahnhof Zoo geräumt.
Alle wissen nicht - wohin?!
Die Notübernachtungsplätze in Berlin sind belegt, über 4000 Menschen schlafen im Freien. Natürlich sind die Witterungsbedingungen (immer) ein Problem, es ist aber auch schwierig, eine geeignete Platte (Schlafplatz) zu finden. Wo kann ich ungestört nachts mein Lager aufschlagen, wo werde ich nicht gestört, welcher Platz schützt mich vor Wind, Regen oder Schnee? Wo werde ich nicht belästigt, kann ich den Ort gut erreichen? Schwarzfahren führt zu Inhaftierungen!
Und - wie komme ich mit meinen Nachbarn klar?
Plätze, die diese Anforderungen erfüllen, sind rar, begehrt, manchmal umkämpft. Andere haben ja auch gesucht, stehen vor den gleichen Problemen.
Gute Platten wachsen nicht an Bäumen.
Viele obdachlose Menschen ziehen es vor, sich einen Platz zu suchen, an dem sie allein sind. Schlafen in einem Hauseingang, unter einem Balkon, mogeln sich, ist der Zugang gewährt in Häuser, Keller, Hausböden. Sie wollen keinen Stress, unentdeckt bleiben, allein sind die Chancen dafür höher.
Oft sind es auch die, deren Psyche rattert, die gar nicht mehr mit anderen klarkommen.
Wieder andere, da sind Obdachlose wie der Rest der Gesellschaft, fühlen sich eher in der Gemeinschaft wohl, suchen Gespräche, Kontakte, oft auch Nestwärme.
"Das ist meine Familie."
Zuletzt berichtete Ulli Zelle für die Abendschau sensibel über Menschen, die sich untereinander Schutz geben, andere Medien berichteten auch.
Frauen, allein massiv gefährdet, es drohen Belästigungen, Übergriffe und Vergewaltigungen, sind auf Zweckgemeinschaften angewiesen, stellt sich für sie doch zusätzlich die Frage, wer sie davor schützt.
Eine Dynamik wiederholt sich leider seit Jahren, obdachlose Menschen bekommen das oft nicht in den Griff:
Findet eine kleine Gruppe Betroffener einen geeigneten Platz, bleibt die Gruppe überschaubar, wird sie meist vom Umfeld toleriert.
Ist der Platz aber wirklich gut, erfüllt die genannten Anforderungen, gesellen sich bald andere Obdachlose hinzu.
Die kleine Heimat wird für viele attraktiv.
Das nächtliche Lager wächst, jeder hat auch einen kleinen Hausstand, man nimmt Raum ein.
Fällt auf.
Viele sind gut in der Lage, Ordnung zu halten, ich erinnere mich an Menschen, die im Sommer jeden Morgen den Platz vor ihren Zelten am Schleusenkrug fegten.
Andere bekommen das krankheitsbedingt nicht mehr hin; verfault man selbst langsam über Jahre, kann sich nicht mehr um sich selbst kümmern, schaut man auch nicht mehr, was mit dem Müll passiert.
Die Gegend um die Bahnhofsmission Berlin Zoologischer Garten besitzt für Obdachlose eine hohe Attraktivität, kurze Wege zur Einrichtung und guten Versorgungsstrukturen.
Am Ende der Jebensstraße befindet sich die Hertzallee mit ihren Brückenunterführungen. Der Wind pfeift hier gnadenlos, es ist stets einige Grad kälter als an anderen Orten - aber man ist vor Schnee und Regen sicher.
Mehr als die halbe Miete.
Hier fanden sich vor Wochen einige Menschen ein, die Gruppe wuchs, beide Bürgersteige der Straße sind nun belegt.
Das war dann lediglich eine Frage der Zeit, die Zeit ist nun abgelaufen, am Montag wird geräumt, aufgelöst.
Ordnungskräfte haben daran keine Freude, machen diesen Job nicht gerne, deeskalieren, sind freundlich.
Ansammlungen, kleine Heimstätten, kann man auflösen - obdachlose Menschen nicht.
Sie wurden mehr und weil Instrumente der Sozialarbeit nicht ausreichend bezahlt werden, wird die Anzahl weiter steigen.
Verteilungskämpfe nehmen zu.
Menschliches Leid auch.
Cheyenne und andere werden am Montag ihr Zuhause verlieren - nicht das erste Mal.
Bildquellenangabe: | uschi dreiucker / pixelio.de |
Durch Zufall gelangte ich an eine Edition mit dem Titel "Heimweh nach Berlin" Schon immer mochte ich die Lieder mit "Berliner Schnauze" Auch als ich noch im bergischen Land lebte. Viele der Lieder entstanden eben in den 20-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Aufschwung haben sie mit der Erfindung von Tonträgern wie der Schallplatte aber auch des Radios genommen. Nach dem unsäglichen Krieg von 1914 -1918 lag Deutschland am am Boden. Der Untergang althergebrachter Ordnung und Hierarchien erschütterte das Musikleben. Traditionelle Hochburgen wie etwa Opernhäuser in den Zentren München, Dresden und Berlin, Lieblingsspielzeug der regierenden Fürsten Könige und Kaiser mussten sich die Kontrolle einer demokratisch gewählten Regierung in der Weimarer Republik gefallen lassen. Musiker spielten nicht nur sondern gründeten Gewerkschaften, streikten für Kündigungsschutz, Arbeitszeitbegrenzung und mehr Lohn. Vereine für "Neue Musik" schossen aus dem Boden. In den Konzerthäusern standen Werke von Hindemith, Schönberg, Honegger, Ravel, Satie und vieler anderer Komponisten auf dem Spielplan. Ein Wegbereiter zum Brückenschlag zwischen dem Volk und der Kunst hat die Berliner Volksbühne zielstrebig verfolgt. In dieser Zeit lagen Musik und Theater dicht beieinander. Brecht und Eisler ließen die "Dreigroscheoper" entstehen. Ungewohnte Klänge und inhaltskritische Sprechtexte drangen an das Ohr der Theaterbesucher. Kurt Tucholsky schrieb Gedichte die als Chansons vertont wurden. Friedrich Hollaender, Paul Lincke, Walter Kollo und Willy Meisel schufen viele Gassenhauer. Auf besagter Edition "Berliner Schnauze" ist als Opener zu hören. "Hallo hier ist Berlin" eine historische Aufnahme aus den Zwanzigern anlässlich der Inbetriebnahme des ersten Radiosenders in Königs-Wusterhausen stimmt die Hörer durch ihr Kratzen auf die Zwanziger ein. Zu dieser Zeit vergnügten sich die besser gestellten Bürger in Berlin und anderswo um den verlorenen Krieg zu vergessen. So entstanden viele Etablissiments in denen ausgiebig gefeiert wurde. Man tanzte nach dem Charleston und vieler anderer verrückte Melodien. Im Kabarett"Schall und Rauch" brillierte die mit Tucholsky befreundete Gussy Holl, eine Sängerin und Vortragskünstlerin im politisch-literarischen Kabarett. Weitere Häuser wie "Cabaret Größenwahn" mit Rosa Valetti und Blandine Ebinger. entstanden und nahmen einen großen Aufschwung. Interpreten wie Karl Valentin und Lisl Karlstadt,Willi Bendow aus dem "Kabarett der Komiker"und viele andere Künstler brachten die Besucher mit ihren Liedern und Texten zum Nachdenken, zum Schmunzeln, oder gar zum Lachen. Tragikomische aber auch humoristische Couplets gingen nahtlos in einer Vorstellung ineinander über.
Der kleine Mann aber der etwas auf sich hielt brachte sich in den Arbeiterchören und Volksmusikschulen ein. So lud eine Singgemeinschaft im März 1926 zum "Sing-Abend" ein. Auf dem Programm standen Darbietungen wie "Wach auf, du deutsches Reich" aus dem 16.Jahrhundert oder "Komm süße Freiheit" ein Duett aus einem Oratorium von Händel mit Geige und Cello. Schalmeikapellen und Fanfarenzüge nahmen sich des traditionellen Agitprop des Proletariats an.
Doch anders die Bessergestellten in der Republik den 20-er Jahren. Sie feierten bis zum Abwinken. Otto Reutter der im Wintergarten aufgetreten ist schaute in seinen musikalischen Beiträgen dem Volk aufˋs Maul. So beschreibt er Szenen der einfachen Leute aus dem täglichen Leben mit großem Erfolg. In seinem Lied "Berlin ist doch so groß" singt Reutter in seinem Couplet das er sich im großen Berlin verlaufen hatte. Er verschwieg jedoch das er zu lange in der Destille gesessen hatte und kein Ende finden konnte. Die Texte Reutters haben an Aktualität bis heute nichts verloren.
Auch Claire Waldoff ist eine herausragende Chansonette und Disöse gewesen. Eigentlich war sie keine Berliner Pflanze. Die Tochter eines Gastwirts aus Gelsenkirchen zog es von der konservativen Töchterschule nach Berlin zum Schmierentheater. Am nächsten Morgen ihrer Ankunft am Schlesischen Bahnhof klapperte sie Theater, Schau-und Lustspiebühnen, Volkstheater und Spezialitätenbühnen, die Possen Burlesken und Volksstücke aufführten, ab. So tingelte sie sich durch Singhallen, Kabaretts um ihr schauspielerisches Talent als auch ihrer Mimik einzusetzen. Ein besonderes Merkmal war ihre markante Stimme, die frech wie eine Göre oder auch frivol sein konnte. Besonders ihre feuerroten Haare fielen auf. Bekannte Couplets wie "Ach Jott wat sind die Männer dumm wenn die Mädchen brav sind kickt sich keener um" sang sie kostümiert als Köchin " oder "Hermann heeßt er". werden heute noch gerne gehört. Cläre eilte von Erfolg zu Erfolg und füllte damit auch die Häuser in denen sie gastierte. Claus Clauberg ihr Hauskomponist trug wesentlich dazu bei. So vertonte er für sie "Mutterns Hände" von Tucholsky und mehr als 60 Lieder. Letztendlich überlebte sie die Zeit der Nazidiktatur recht und schlecht. Andere Künstler wie die Comedien Harmonists bekamen Auftrittsverbot und mussten das Land verlassen. Nach dem Kriegsende kehrte die Waldoff der Bühne den Rücken. 1953 erschien von ihr ein Erinnerungsbüchlein unter dem Titel"Weeste noch" mit einer kleinen Schallplatte als Beigabe. In den Texten plaudert sie über ihr Bühnenleben. Im Alter von 73 Jahren starb die Künstlerin längst vergangenen Tage im Krankenhaus von Bad Reichenhall an einem Schlaganfall.
Mit "ausreichend" bewerten viele die Situation in den Notübernachtungen - "durchgemogelt" bedeutete das früher in der Schule.
Das Hilfenetz in Berlin ist ja im Vergleich zu anderen Kommunen recht gut.
Zwar stimmen die Platzzahlen in Notübernachtungen für obdachlose Menschen in Berlin überhaupt nicht - Hamburg ist da bedeutend weiter - in Berlin fehlen mindestens um die 1500 Plätze; um den Kältebus und den Wärmebus, Beratungsstellen, Streetworker, Wohnprojekte, die Bahnhofsmission Berlin Zoologischer Garten und andere Angebote der Berliner Stadtmission und anderer guter Träger beneiden uns aber viele.
Nur leben in Berlin aber auch bedeutend mehr obdachlose Menschen als in anderen Städten.
Und ihre Anzahl steigt bedeutend schneller.
Was ständig angemahnt werden muss - die Angebote halten nicht Schritt, werden zumindest nicht ausreichend durch öffentliche Förderungen angeschoben!
Tut sich ernsthaft was, ist es meist durch Spenden finanziert, so z.B unsere Mobilen Einzelfallhelfer und auch die Arztambulanz der Stadtmission.
Ausnahme: 150 000.- jährliche Zuwendung durch den Senat beim neuen Hygieneprojekt sind kein Pappenstiel. Danke!
Aber auch hier: erst 300 000.- für den Ausbau des Projektes seitens des Deutsche Bahn Konzerns ermöglichten diese Hilfe; DB trägt auch Miet- und Energiekosten.
Wohl alle sind sich einig, vor 6 Jahren gab es ca. 1000 Obdachlose in Berlin, wir hatten da knapp unter 500 Notübernachtungsplätze.
In diesem Winter gehen die Schätzungen sehr auseinander, liegen zwischen 3000 bis 60000 hilfsbedürftigen Menschen.
Sicher ist, wir haben nun über 700 Notübernachtungsplätze und diese werden vermutlich in diesem Winter auch um 100 erhöht.
Es gibt Menschen, die werten das als Erfolg, ich gehöre nicht dazu.
"Die Einrichtungen sind aktuell nur knapp über 90% ausgelastet", höre ich seit Jahren - als Gegenargument gegen deutlichere Erhöhungen.
Mathematisch stimmt das sogar.
Wer aber je in seinem Leben eine Notübernachtung betreten hat, die Enge, die Not und die Bedingungen vor Ort erlebt hat, kann auch zu dem Ergebnis kommen, das ist nicht so dolle.
Immerhin sind einige Einrichtungen restlos überfüllt, andere haben freie Plätze.
Woran liegt das aber?
Es hat u.a. auch etwas mit den Angeboten, sehr aber mit der Erreichbarkeit zu tun.
Mathe interessiert mich wenig - ich möchte da mein Herz entscheiden lassen, denn es geht nicht um Hotelbetriebe und deren Auslastung - es geht um sehr gezeichnete, erkrankte Menschen. Die manchmal auch Raum benötigen, kommen sie sonst doch gar nicht.
Ich bleibe dabei, es fehlen viele weitere Notübernachtungsplätze in Berlin, um Sterben zu verhindern.
Bei aller Wertschätzung und guter kollegialer Nähe zu den Notübernachtungen, zusätzliche Plätze würden viele entlasten, die Gäste, die unter der Enge und den Bedingungen leiden, aber auch die Kollegen.
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch seiner Mutter.
"Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?" fragt der eine Zwilling.
"Ja auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das was draußen kommen wird." antwortet der andere Zwilling.
"Ich glaube, das ist Blödsinn!" sagt der erste. "Es kann kein Leben nach der Geburt geben – wie sollte das denn bitteschön aussehen?"
"So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller als hier sein. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?"
"So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz."
"Doch, es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders."
"Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen von ’nach der Geburt‘. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum."
"Ich gebe ja zu, dass keiner weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird für uns sorgen."
"Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?"
"Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!"
"Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht."
"Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt…."
Vermutlich 5 000 obdachlose Menschen schliefen in Berlin in der letzten Nacht im Freien.
Der gestrige Tag hatte es schon in sich, das merkte sogar ich, selbst mit 2 Flaschen Wodka und etlichen Bieren intus, es wird kalt, ungemütlich, es ist feucht, riecht aber schon gewaltig nach Schnee. Immerhin, das Schnorren funktionierte, das Flaschensammeln auch, 8,60.- sind keine schlechte Tageseinnahme gewesen. Reichte für den Suff, überwiegend, den Rest hatte Udo im Supermarkt geklaut. Mich erwischen sie sofort dabei, er sieht nicht so fertig aus wie ich, stellt sich wohl aber auch nicht so blöd an.
Rasieren wäre angesagt, ne Dusche auch, neue Klamotte auch – aber woher? Kleider machen Leute. Na ja, sind aber auch eine Mogelpackung. Etikettenschwindel. Und ein Penner bin ich ja, 46 Jahre alt, wenn ich in den Spiegel schaue, selten genug, sehe ich einen mir unbekannten Mann so um die Ende 50. Dann lieber ehrlich – sollen mir das doch ruhig alle ansehen.
Dieser Sekundenschlaf, Scheiße, gestern fegte er mir die Beine weg, kein Wunder, seit Wochen habe ich nicht mehr vernünftig geschlafen. Manne sah nicht gut aus nachdem ihm nachts jemand einfach in die Fresse trat, kein Rechter, wie die Zeitungen so oft schreiben, das waren übermütige, dumme, angetrunkene Kids, vermutlich aus Kappeln oder so. Klassenfahrt. Manne lag lange im Krankenhaus, 3 Zähne fehlen und das Gesicht ist nun ganz schief.
Seit diesem Vorfall habe ich nie länger als 2 Stunden geschlafen; die Angst hält wach.
Und jetzt sehe ich etwas wie Manne.
Mensch tut der Kopf weh, „geh ins Krankenhaus, zum Röntgen“, sagte Biene, „du siehst echt farbenfroh aus“.
Sie hat gut lachen, ist ein Mädel, hat noch einen Ausweis, da sind sie freundlicher zu dir im Krankenhaus.
Mich würden sie vermutlich nach 2 Minuten rauswerfen, „sie sind kein Notfall oder so…trinken sie einfach weniger“, habe ich auch schon gehört.
Und dann haute ich einfach mit dem Kopf gegen den Bordstein. Weil ich zu müde war.
„Das ist ein Klopper“ werden jetzt viele denken und das macht sich echt nicht gut beim Schnorren.
Die letzte Nacht hatte es echt in sich.
Um 22.00 hatte ich mir noch einen Schlafsack am Zoo geholt, in der Bahnhofsmission. Gut, es waren noch welche da. Fast ein Sechser mit Zusatzzahl, das Teil war nicht schlecht, fast ein Armani, nicht so ein Plastikteil für 15.-
Gefroren habe ich nicht, die 2 x 2 Stunden, die ich schlief.
Zu dumm, nun ist das Teil richtig nass, es regnete aus Kannen, ein Zelt und ne gute Unterlage, Isomatte hatte ich nicht.
Vielleicht bekomme ich ja heute ein neues Teil
Plan B, ich schiebe das noch hinaus, wäre ein Platz in einer Notübernachtung, nur – ey, sind die voll und dann nur lauter Idioten da. Und der Lärm. Das Geschnarche. Und die Irren, die wirklich Durchgeknallten, manchmal gefährlicher als die Kids aus Kappeln. Und dieser Geruch und die ganze Pisse. Am Schlimmsten aber sind die Viecher, kleine hübsche Krabbeltiercher, Läuse wären ja noch okay, aber Krätze? Ne, echt kein Bock! Die begleiten dich dann über Wochen.
Am Wenigsten halte ich aber die blonden, evangelischen Mädchen mit Gitarre aus, mit ihrem Jesus und dem Beten vor dem Frühstück. Hübsch sind sie ja, aber Jesus morgens ohne den ersten Schluck, das ist mir dann doch zu heftig.
Schlimmer als die Krabbeltierchen.
Dann lieber Biene, manchmal, wenn es sehr kalt ist, kommt sie ja ran gekuschelt
Fuck, mit den ganzen Notübernachtungen. Und dann reden sie immer von Würde und solch hübscher Lyrik.
Saufen darf ich da auch nicht – ohne Saufen geht es aber nicht.
Morgens, der erste Schluck Glühwein von Ulrich, 1,49 für 1,5 Liter, will nicht drinbleiben, „trocknes Kotzen“ nennen es viele, mit dem Tremor könnte ich Elefanten vertreiben, bin ich lieber allein. Der erste Schluck geht ja meist auf die Jacke, alle denken das schmeckt, sollen sie es doch mal probieren, Glühwein um 5.00 in der Frühe. Klar habe ich meine Würde – möchte deshalb nicht, dass mir jemand dabei zuschaut.
Ab kurz vor 6.00 dann vor die Bahnhofsmission Zoo, ans Ende der Schlange, schon 80 Leute vor der Tür, an anderen Tagen deutlich mehr.
>Rein darf man nicht, abends ab 22.00 zur Spätausgabe auch nicht, aber immerhin zwischen 14.00 und 18.00. Für eine Stunde. Manchmal, wenn es keiner merkt, auch für 2.
Mensch, war der Typ am Fenster finster drauf, „Strafarbeiter“ sicher, sollte seine Sozialstunden lieber im Zoo runterreißen.
Schwacher Trost oder auch nicht, in 2 Jahren steht auch er in der Schlange vor der Tür und nicht mehr im Warmen.
Aber – der Kaffee war gut!
Diese Müdigkeit und diese Kälte und ständig die falsche Party.
Und diese Sauferei.
Wie mag es jetzt wohl Clarissa gehen, ich hänge an ihr, meinem Mädchen, meiner Tochter.
Weniger an ihrer Mutter, die hat mich ja einfach vor die Tür gesetzt.
26 ist Clarissa jetzt wohl, seit ungefähr 15 Jahren habe ich sie nicht mehr gesehen.
Ob ich sie noch wiedererkennen würde?
Sie mich sicher nicht – ist auch gut so!
Ich raffe das noch, eines Tages stehe ich vor ihrer Tür, gut sortiert, wie aus dem Ei gepellt und dann…
Dann wird alles gut.
>Da kommt Udo, meine Lebensversicherung, mein Engel. Etwas zu trinken hat er auch dabei.
„Dieser Tag wird ein neuer Anfang sein,“ lange her, dass ich einen Plattenspieler und Mucke besaß, ein guter Song, mein liebster, von Klaus Hoffmann.
https://www.youtube.com/watch?v=B252AeNVNIE
DEUTSCHE BUTTER FÜR DEUTSCHE OBDACHLOSE
Nicht alles den Flüchtlingen geben – bitte auch an die armen Obdachlosen denken.
Werktäglich von 11.00 – 13.00 können Spender, Freunde und Förderer der Bahnhofsmission Zoo nun gezielt Lebensmittel und andere Sachspenden in der Einrichtung abgeben, die, wir stellen das sicher, ausschließlich deutschen Gästen zur Verfügung gestellt werden.
Um aber gute Standards zu gewährleisten, bitten wir hier ausschließlich um deutsche Produkte.
Während dieses Zeitraumes werden Sie ausschließlich von deutschen Mitarbeitern begrüßt.
Selten im direkten Kontakt, aber oft in sozialen Netzwerken zu beobachten, die Tendenz steigt, die Formulierungen nehmen an Deutlichkeit und Lautstärke zu, nicht mehr vorsichtig und bedeckt, immer offener und unverblümt frech und verachtend wird gehetzt– dieses Angebot hätte leider sicher Zulauf.
Hilfen für die armen deutschen Obdachlosen werden gefordert.
Versprechen müssten wir dann aber vor allem, die Spenden dürfen nicht in die Händen von Flüchtlingen gelangen. Für die wird ja genug gemacht, sie erhalten ja sogar Unterkünfte.
Ich arbeite seit 23 Jahren in der Wohnungslosenhilfe der Berliner Stadtmission, die letzten 6 Jahre davon in der Bahnhofsmission Zoo.
Obdachlose Menschen haben einen überschaubaren gesellschaftlichen Rückhalt, bis in die Siebziger wurde in Berlin das Leben auf der Straße als Ordnungswidrigkeit mit Bußgeldern bedacht, bei Zahlungsunfähigkeit, was in der Natur der Sache lag, kam es zu Inhaftierungen.
In den letzten 10 Jahren aber gibt es positive Entwicklungen, Einrichtungen und betroffenen Menschen wird zunehmend geholfen.
Der Begriff Berber ist aus dem Sprachschatz fast verschwunden, Tippelbrüder gibt es schon lange nicht mehr, von Pennern sprechen nur noch wenige, zumindest nicht unverblümt.
In den letzten Wochen und Monaten droht aber ein neuer „Freundeskreis“ hinzuzukommen, er wächst.
Waren es Italiener, Türken, Araber, Schwule und Lesben, Russlanddeutsche, osteuropäische Obdachlose, zuletzt Bulgaren und Rumänen – wollen wir nicht – kennen wir nicht – machen uns Angst – prima Blitzableiter – ruff uff die Rübe – nun sind die Flüchtlinge dran.
Hauptsache, es trifft nicht mich, Hauptsache ich muss mich nicht mit meinem Elend beschäftigen.
Entstehen neue Projektionsflächen, gewinnen die, die vorher unten waren. Tiefes Durchatmen bei den Obdachlosen.
Liebe Leute (oder auch nicht), es gibt nur ein Problem, wir wollen Eure Hilfen, Unterstützungen, Eure Freundschaft und Anteilnahme nicht!
Bahnhofsmissionen sind Begegnungsstätten für alle; was eint, sie sind für arme Socken, unabhängig von Religionszugehörigkeiten oder Status- oder gesellschaftlichen Geschmacksfragen. Immerhin ist die Geschäftsidee, die zugrunde liegt, über 2 000 Jahre alt.
Vor 121 Jahren wurde am heutigen Ostbahnhof die erste Bahnhofsmission gegründet, in nun 107 Bahnhofsmissionen werden u.a. übrigens Flüchtlinge versorgt, seit Jahrzehnten, währen und nach vielen Kriegen.
Lange bevor es eine Flüchtlingsbewegung gab, vermutlich auch noch nach dem Abebben derer.
Obdachlose Menschen in Berlin kommen aus über 60 verschiedenen Ländern, nur knapp über 40% kommen aus Deutschland.
Sie sind in allen Obdachloseneinrichtungen herzlich willkommen – die Bahnhofsmission Zoo wird zusätzlich noch von vielen verarmten Gästen aufgesucht, auch die Wilmersdorfer Witwe sitzt ab dem 20. Jeden Monates im Gastraum, wenn ihre Rente nicht mehr reicht.
Die bei uns tätigen Ehrenamtlichen kommen übrigens auch von unserem gesamten Planeten, ein hübscher, wichtiger Schmelztiegel, Berlin tut gut…eine Stadt für alle, in der Bahnhofsmission jeden Tag so gelebt.
Vorsicht aber bitte, wer vorschnell urteilt, kann gelegentlich sein blaues Wunder erleben:
Die Meldung „Rechtsradikaler uriniert in der S Bahn auf Asylantenkinder,“ empörte alle.
Dieser unglückselige Täter aber ist ein Verwirrter, krank, behandlungsbedürftig, ich kenne ihn, Aufmerksamkeit mit „Heil Hitler Rufen“ zu erzielen ist leicht, zu schreien „ich brauche Hilfe“ dagegen deutlich schwieriger.
Die aber, die Hilfe benötigen, deren Seele schreit, laut oder leise, sind am Zoo herzlich willkommen.