…..ist nicht neu, Gewalt gegen Obdachlose ist allgegenwärtig, auch wenn sie nicht immer so zu Tage tritt wie in der Nacht vom 23. Auf den 24. Juli am Bahnhof Schöneweide. Der Bahnhof, heruntergekommen, seit jeher ein Treffpunkt für Obdachlose, für Menschen, die aus irgendeinem Grund abgestürzt sind, häufig spielt Alkohol oder auch andere Drogen eine Rolle. Menschen, die ihre Wohnung verloren haben, nicht selten durch Behördenwillkür verursacht. Menschen, die ihre Miete nicht zahlen konnten, weil das Geld für andere dringende Ausgaben nicht gereicht hat. Seit Jahren stranden diese Menschen am Bahnhof Schöneweide, ein Ort wie so viele in Berlin. Irgendwo müssen die 10 000 bis 30 000 Obdachlose ja hin. Die genaue Zahl weiß niemand, interessiert wohl auch nicht, die Börsenkurse sind halt wichtiger.
Die zwei Männer wurden mit Benzin übergossen und angezündet, die Stichflamme war drei Meter hoch. Der Mann mit dem Benzinkanister kam in sein „Wohnzimmer“. So nannte Andreas D. (62) seinen Schlafplatz – Decken, Tischlein, Stuhl. Er und sein Kumpel Lothar liegen jetzt im Krankenhaus mit lebensgefährlichen Verbrennungen, so wurde gestern bei einer Gedenkveranstaltung berichtet. Etwa 150 waren anwesend, darunter die Senatorin für soziales, der Sozialstadtrat, Abgeordnete aus dem Landes- und Bezirksparlament, Pastoren und Pfarrer aus den umliegenden Kirchengemeinden, alle machten betroffene Gesichter. Dabei ist es doch ein Rätsel (oder auch nicht), wie kann es sein, dass in einem der reichsten Länder überhaupt jemand ohne Obdach ist?
Nach bisherigen Erkenntnissen geht man von einem Einzeltäter aus, doch gibt es in Wirklichkeit nicht viele Täter? Angeklagt ist die Gesellschaft in der wir leben als da sind:
Die Politiker, die sich seit Jahren weigern, konkrete Maßnahmen zu ergreifen um Armut, Obdachlosigkeit und Ausgrenzung zu beseitigen. Sie halten es noch nicht einmal für nötig wenigstens die Armut einzudämmen, stattdessen verschärft sich die Situation per Salamitaktik.
Die Neoliberalen, die meinen der Markt kann es richten. Wohnungen, Gesundheit, Altenheime, Krankenhäuser, Wasser, Energie, öffentlicher Nah- und Fernverkehr, kurzum, die öffentlichen Daseinsvorsorge wurde von gewissenlose Politiker einfach an Renditejäger verkauft. Oder besser, einfach verschärbelt.
Die Wähler, die mit traumwandlerischer Kontinuität eben diese Politiker immer wieder wählen.
Die freie Wohlfahrt, die es versteht, aus der Not anderer noch ein Geschäft zu machen. Wie kann es beispielsweise sein, dass ein Schlafplatz im Zwei- oder Mehrbettzimmer 800,- Euro monatl. kostet?
Die Kirchen, sind sie überhaupt noch sichtbar? Können oder wollen sie nicht mehr tun? Ein betretenes Gesicht machen, das reicht nicht.
Die Gerichte, die Obdachlose noch verdonnern wenn sie sich in der S- Bahn im Winter aufwärmen, und deshalb „Schwarzfahren “ müssen? Übrigens, man wollte das Fahren ohne gültigen Fahrschein als Strafbestand abschaffen, grad die Parteien, die sich christlich und sozial nennen haben geschlossen dagegen gestimmt.
Die Polizei, die sich teilweise nicht scheut, Obdachlose zu verprügeln. (Glaubhafter Berichte von Betroffenen).
Die Liste kann bestimmt noch erweitert werden.
Empört euch, denn Wohnen ist ein Menschenrecht! Jeder Mensch hat das Recht auf angemessenen Wohnraum, so sagt es die Berliner Verfassung. Wohl gemerkt: Jeder Mensch, nicht nur Berliner, nicht nur Leute, die die horrenden Mieten zahlen können, nein, ausnahmslos alle.
Und angemessenen Wohnraum. Der Platz vor dem Fahrstuhl am Bahnhof Schöneweide ist kein angemessener Wohnraum und auch das Bett für 800,- Euro in Einrichtungen der freien Wohlfahrt nicht.
24.07.2018 Robert Trettin
Vom vorzeitigen Ende der sehr bekannten Straßenzeitung Straßenfeger und dem "Kaffee Bankrott" haben wir als Armutsnetzwerk nicht nur aus den verschiedenen Pressebeiträgen erfahren. Als Betroffenenorganisation, bedauern wir insbesondere, dass der Straßenfeger als bedeutsame Stimme der von Armut und Ausgrenzung betroffenen Menschen künftig verstummen soll.
„Vorübergehend“ heißt es in Verlautbarungen des Vereins. Was auch immer das genauer bedeuten soll, bleibt unklar. Wir fühlen mit den Menschen mit die sich mit der Zeitung ein paar Euro nebenbei verdienen konnten und eine für sich wichtige Aufgabe gefunden hatten. Dies von heute auf morgen zu verkraften, erscheint nicht möglich. Wir sind der Meinung, dass hier der Verein auch eine besondere Verantwortung gegenüber den Menschen in dieser Situation hat.
Schwerwiegend ebenso die Schließung des Kaffee Bankrott. Der Wegfall einer solchen täglichen Anlaufstelle wird für Betroffene hart. Gerade diese Stellen ermöglichen doch vielen mit dem Leben auf der Straße zurechtzu kommen und sich wenigstens für einige Stunden auszuruhen, aufzutanken und ungestört eine Mahlzeit einnehmen zu können.
Der Verein will sich ganz auf die Notübernachtung konzentrieren, aber die Straßenzeitung und das Café sollen dem neuen Konzept erst mal zum Opfer fallen. Bei Notübernachtungen scheinen die Konzepte klarer und die Finanzierungen einfacher zu sein. Es heißt, Qualität statt Quantität soll der Aufbau sein. Sicherlich ist der Ausbau von Aufnahmemöglichkeiten für wohnungslose Familien angesichts zunehmender Wohnungsnot und Verdrängung armer Menschen dringend erforderlich und wird von uns auch begrüßt. Das Ausspielen armer Menschen gegeneinander jedoch, ist nicht in Ordnung. Dass dabei Menschen in besonders prekären Situationen als Bauernopfer sich fügen sollen bedeutet aus unserer Sicht sozialarbeiterisch schlechte Qualität. Sozialarbeit gegen Selbsthilfe zu setzen, erscheint uns falsch. Nunja, natürlich kann ein Verein sich für und gegen bestimmte Arbeitsbereiche entscheiden. Dass in der heutigen Zeit gerade ein Tages-Café als eine wichtige Anlaufstation geschlossen werden soll, erschüttert uns jedoch. Gerade diese Anlaufstationen sind wichtig und es gibt zu wenige davon. Auch die Aufgabe und Tagesstruktur, die der Verkauf des Straßenfeger für viele bildete, ist notwendig und schützenswert. Ausführlich äußert sich dazu Werner Franke, der ebenso im Armutsnetzwerk Mitglied ist. Jede Selbsthilfeoption entfällt damit. Es bleibt zu hoffen das es vielleicht doch noch Wege gibt den Straßenfeger sowie das Kaffee Bankrott zu retten. Einfach aufgeben, ist zu einfach. Wenn es dazu Wege gibt und wir als Armutsnetzwerk dazu beitragen können. Wir wären bereit.
Aktuelle Kälte ist lebensgefährlich für obdachlose Menschen - ein Aufruf zur Hilfe!
Die Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser
möchte aufmerksam machen auf Menschen, die von der akuten Kältewelle bedroht sind und bittet darum, die Mitmenschen, die bedrohter Lage sind zu unterstützen und hat ein paar Anregungen erarbeitet, wie das konkret aussehen kann:
Wir brauchen keinen Alkohol & Mitleid. Wir brauchen Schlafsäcke, Zelte, Socken und warme Schuhe!
Etwas Warmes braucht der Mensch.
Obdachlose: Wer im Winter wegschaut lässt sterben!
Handwärmer aus der Apotheke retten Finger & und Körper!
Machen Sie die Augen auf!
Offene Kleiderständer können Wärme spenden!
Menschen sind Menschen: Seht hin, die Kälte kann töten. Bitte helft!
Wenn ich sehe ein Mensch friert wird mir auch eine Möglichkeit einfallen, eine Form von Wärme zu schenken!
Menschen brauchen Wärme!
Helfen - jetzt sofort!
Kälte ohne Hilfe ist Kälte ohne Wärme. Nur Kälte!
Ruft die 112, wenn ihr denkt, dass jemand hilflos ist!
Was hilft direkt? Wärme Suppe Mullbinden Hygieneartikel und die freundliche Nachfrage, ob jemand Hilfe möchte!
Lasst mal eure Hauseingänge aufgeschlossen!
Freistatt, 01.03.2018
Aufgeschrieben auf dem Koordinierungstreffen der Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser vom 01.-04.03.2018 in Freistatt, Niedersachsen von 30 akut wohnungslosen oder ehemals wohnungslosen Menschen aus Deutschland, Österreich und Kopenhagen.
Schreiber: Norbert Brandt, Edewecht & Stefan Schneider, Berlin
„Die dramatisch ansteigende Wohnungslosigkeit von Frauen, Müttern mit Kindern und Seniorinnen ist keine Randerscheinung, sondern mit Not, Elend und Gewalterfahrungen verbunden“, so die Aussage am ersten deutschlandweiten Aktionstag wohnungsloser Frauen, der am 21. Dezember letzten Jahres stattfand. Über Facebook, soziale Institutionen und Gleichstellungsreferate einiger Städte wurde darauf hingewiesen, dass Frauen nicht freiwillig wohnungslos werden.
Mit einer Unterschriftensammlung und Plakaten "Hier sind noch Zimmer frei" und "Wir müssen draußen bleiben“ wurde die Politik zum Handeln aufgefordert. „In einem Land, in dem Bürger "gut und gerne" leben, solle sich jede/jeder einmal vorstellen, wie es sich für betroffene Frauen anfühle, ohne Konto, ohne Papiere usw. in Notunterkünften oder auf der Straße leben zu müssen. Das passiere zu schnell – daran könne man/frau schon mal zerbrechen.“
Am 08.03.2018 wird anlässlich des Frauentages ein "Offener Brief" an soziale Institutionen, Gleichstellungsreferate der Städte, Parteien, PolitikerInnen und Presse geschickt, mit der Bitte, die Menschenrechtsverletzungen an Frauen zur Kenntnis zu nehmen: „Gewalt gegen Frauen muss verfolgt und ihr Recht geschützt werden. Viel wurde über das Thema "wohnungslose Frauen" geschrieben - nun muss endlich gehandelt werden.“
Mit Hilfe des Armutsnetzwerkes machen sich die wohnungslosen Frauen erstmals selbst auf den Weg. Sie kämpfen gemeinsam dafür, dass keine Frauen, Kinder und
Seniorinnen mehr auf der Straße leben müssen. So wird der 21.12. künftig der Aktionstag "wohnungsloser Frauen" sein. Er soll PoltikerInnnen aufrufen, den unhaltbaren Zustand schnellstens zu beenden.
Jede Unterstützung dieser Arbeit ist wichtig! Unter dem Stichwort „Frauen in Not“ kann an das Armutsnetz gespendet werden.
Ansprechpartnerin für Fragen zu der Aktion ist:
Hilde Rektorschek
Mobil: 01702916764
Mitglied des Armutsnetzwerkes
Spenden für Aktionen zugunsten wohnungsloser Frauen sind möglich unter:Armutsnetzwerk e.V. Stichwort „Frauen in Not"IBAN: DE91 4306 0967 1197 3633 00 BIC: GENODEM1GLS |
Pressemitteilung zum „21.12. - Tag der wohnungslosen Frauen“
Wohnungslose Frauen und Männer gibt es nicht nur vor Weihnachten
Vermehrt wird vor dem Weihnachtsfest auf Armut und Wohnungslosigkeit in den Medien hingewiesen – diese Schieflage in einem reichen Land findet aber das ganze Jahr über statt und das schon jahrelang und der Trend ist leider steigend.
Es gibt durchaus viele Angebote für und mit wohnungslosen Frauen und Männern, z.B. das 2. Wohnungslosencamp vom 23. bis zum 30. Juli 2017 in Freistatt (Niedersachsen) - dieses Camp wurde von 120 Teilnehmenden aus mehr als vierzig Orten in Deutschland, Finnland, Portugal, Österreich und Irland besucht.
Unter ihnen auch 25 wohnungslose Teilnehmerinnen aus Wilhelmshaven, Lüneburg, Berlin, Hannover, Köln, Bergisch Gladbach, Gummersbach, Göttingen, Frankfurt, Marburg, Pforzheim, Lissabon und Wien. Sie berichteten in einem Workshop, dass Frauen und Kinder ganz besonders betroffen sind von Not, Elend und Gewalt. Frauen, die ohne Wohnung leben müssen, werden oft angemacht und unfreundlich angesprochen, meist schlafen sie am Tag und in der Nacht sind sie unterwegs. Gerade für Frauen mit Gewalterfahrungen ist das schwer auszuhalten. Trotzdem schlüpfen Frauen bei Männern unter, die sie ausnutzen. Ein Schlafplatz im Tausch gegen Hausarbeit usw. Frauen sind meist Einzelgängerinnen, sie neigen dazu, ihre Not zu vertuschen, und leben meist in „verdeckter Wohnungslosigkeit“. Die Dunkelziffer ist sehr hoch und eine bundesweite Wohnungslosenstatistik gibt es nicht.
In der Tat haben es z.B. Frauen mit Kind und Familie sehr viel schwerer, mit den Vorurteilen zu leben. Sie haben eine große Scham wegen ihrer Situation und eine noch größere Angst, erkannt zu werden. Dies betrifft ebenso sehr viele ältere wohnungslose Frauen.
In einem reichen Deutschland verlieren Familien z.B. wegen Mietschulden viel zu schnell ihre Wohnung. Die Einstiegshilfen können nicht geleistet werden: keine Adresse - kein Job, bürokratische Hürden, Schufa, Hartz IV, usw. obwohl es einen hohen Wohnungsleerstand (z.B. in Hamburg 1.500 Wohnungen) - ist es nicht möglich, dass dort wohnungslose Frauen einziehen können.
Dieses „Reiche Deutschland“ lässt Menschen, die in Armut leben, im Stich. Um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu gewährleisten, sind intelligente Lösungen und vertrauensvolle Maßnahmen gefragt.
Beim Wohnungslosentreffen 2017 in Freistatt haben sich jüngere und ältere wohnungslose Frauen gefunden und sich mithilfe des Armutsnetzes und den Frauenbüros in einigen Städte auf den Weg gemacht, dieser schon lange vorhandenen Situation entgegenzutreten - nicht nur für sich, sondern auch für die vielen Frauen , die dies nicht schaffen, und ebenso für die nachkommenden. Jede Unterstützung dieser Arbeit ist wichtig! U.a. kann unter dem Stichwort „Wohnungslose Frauen“ an das Armutsnetz gespendet werden. www.armutsnetzwerk.de.
Ansprechpartnerin für Fragen zu der Aktion ist:
Hilde Rektorschek
Mobil: 01702916764
Mitglied des Armutsnetzwerkes
Spenden für den Tag der Wohnungslosen Frauen am 21.12.2017 sind möglich unter:Armutsnetzwerk e.V. Stichwort "Frauen in Not"IBAN: DE91 4306 0967 1197 3633 00 BIC: GENODEM1GLS |
Das Überleben ist nur möglich, wenn genügend Wärmestuben und Notquartiere für obdachlose Frauen und Männer bereitgestellt werden. Immer mehr Frauen und Männer leben auf der Straße – nach Schätzung des Armutsnetzwerkes sind es bundesweit inzwischen über 40.000 Personen. Sie leben im Freien, unter Brücken, auf Parkbänken, in Hauseingängen, Kanalschächten, U-Bahn-Tunneln und in unbeheizten Abrisshäusern. Im jedem Winter erfrieren viele wohnungslose Menschen, sie verlieren den täglichen Kampf gegen Kälte, Feuchtigkeit und Frost berichtet Jürgen Schneider, der seit vielen Jahren wohnungslos ist.
Jürgen Schneider engagiert sich im Armutsnetzwerk e.V. und macht auf die akute Not aufmerksam. Er ruft auf, den drohenden Kältetod der wohnungslosen Menschen zu vermeiden und bittet dringend um Hilfe !
Helfen Sie uns - auch mit Spenden können Sie die akute Not lindern - Spenden an:
Kontoinhaber: Armutsnetzwerk e.V.
Stichwort „Winter“
IBAN: DE 15 2565 1325 0191 1175 55
BIC: BRLADE21DHZ
Eingehende Spenden werden den Einrichtungen der "Kältehilfe" zur Verfügung gestellt um Schlafsäcke ect. zu kaufen da das Armutsnetzwerk selbst keine Einrichtungen für den Winter betreibt.
Danke für Ihre Unterstützung
Jürgen Schneider
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Armutsnetzwerk e.V.
www. Armutsnetzwerk.de